Dass ich am Wochenende 15./16. September etwas länger als gewöhnlich auf dem Rad sitzen würde, war schon einige Zeit vorher klar. So wie es dann am Ende wirklich geworden ist, klärte sich erst 2 Tage vorher. Ganz ursprünglich war mal der „Waseptemberg“ angedacht. Aus diversen Tweets hatte sich ergeben, dass sich einige Leute in Hamburg treffen wollten, um „gemeinsam“ den Waseberg zu fahren. Die ganze Sache kam nicht so richtig in die Gänge und es ergab sich die nächste Idee, eine Sternfahrt in den Harz. Es kam, wie es kommen musste, auch diese Idee blieb eine Idee. Aber es wäre ja gelacht, wenn sich nicht weitere Ideen finden liessen. Also wurde drüber nachgedacht, ob nicht Münsterländer und Hamburger aufeinander zurasen und dann gemeinsam ins Steinhuder Meer springen. Oder so ähnlich. Man kann sich vorstellen, dass der Plan auch verworfen wurde. Kommen wir also schlussendlich zu der Tour, die ich am Ende wirklich gefahren bin. 2 Tage Schleswig-Holstein in all seinen schönen Ausprägungen. Mit Moränen, Marsch, Meer und Seen.
Am Vorabend bin ich doch etwas angespannt, was mich in den kommenden 2 Tagen erwarten wird.
Anspannung am Vorabend.
Immerhin bin ich erst einmal im Leben eine Strecke von knapp 300 km geradelt. Das liegt auch schon 7 Jahre zurück, im Rahmen des Zeitfahren von Hamburg nach Berlin, das immer Mitte Oktober stattfindet.
Die Familie war schon seit Freitag aus dem Haus, so konnte ich problemlos am Samstag um 3:45 Uhr den Wecker klingeln lassen. Ich wollte sehr früh los, den ich hatte mir um die 300 km für diesen Tag vorgenommen. Nach 2 Cappucino und einem Glas Instant-Haferflocken mit Zucker und Sahne und einem schnellen Tweet
ging’s dann um 4:44 Uhr auf die Straße.
Auf geht’s!
Da war’s noch ziemlich dunkel und leer. Sehr gut! Wenig überraschend kannte ich die Strecke der ersten 30-40 Kilometer recht gut, so dass auch die Dunkelheit keine Orientierungsprobleme aufwarf. So kam ich gut voran, die ersten 50 km waren nach 2 Stunden geschafft. Das ist jetzt kein wahnsinnig hoher Schnitt, aber im Wissen um die noch zu fahrenden Kilometer und mit dem recht schweren Rad und Gepäck (das dürften so um die 22/23 kg gewesen sein) gar nicht mal so verkehrt.
Kurze Pause in Struvenborn.
Kurze Pause in Struvenborn.
Weiter ging es nun mit Tageslicht durch das immer welliger werdende Holstein.
Am Horizont erkennt man die Hügel.
Wenn der Bus länger auf sich warten lässt, hat man’s hier zumindest bequem.
Ziel war der Bungsberg, mit 168 m die höchste Erhebung Schleswig-Holsteins. Das habe ich vor über 30 Jahren im Heimt- und Sachkundeunterricht gelernt, aber ich kann mich nicht erinnern, jemals den „Berg“ gesehen zu haben. Jetzt weiss ich, dass es auch daran gelegen haben kann, dass der Bungsberg aussieht wie jeder andere der Hügel dort in der Ecke …
Nächste Station war dann Malente, wo ich mich bei einem Supermarktbäcker mit Kaffee und Kuchen versorgte.
Wie ich etwas später feststellte, hatte ich da ungefähr die Hälfte der Strecke geschafft:
Es ging dann ein gutes Stück weit in Richtung Westen, ich wollte auf jeden Fall Kiel umfahren. Erst hinter dem Westensee bog ich dann ab in Richtung Nord. In Sehestedt ging es mit der Fähre über den Nord-Ostsee-Kanal, eine willkommene kurze Pause, die ich für das Verspeisen einer leckeren Vollkornschnitte nutzte.
Bei Eckernförde bekam ich dann kurz die Ostsee zu sehen. Dieser Blick und die bald darauf erfolgte Fährquerung der Schlei in Missunde waren leider die einzigen „Kontakte“ mit der Ostsee. Die Nordsee habe ich gar nicht zu Gesicht bekommen.
Damit war ich dann in Angeln angekommen. Eine wunderschöne Gegend in der ich auch schon mit der Familie mehrere Kurzurlaube verbracht habe. Deshalb war mir die Route über Tolk und Böklund doch vertraut. Falls ich als Rentner nicht in Digermulen lande, könnte ich mir auch das Leben in Angeln gut vorstellen …
Der „Endspurt“ brachte mich dann nach 14 1/2 Stunden bis nach Handewitt ins Etap-Hotel beim Scandinavia-Park. Das Rad konnte ich sicher unterstellen, netterweise fragte die Rezeptionistin von sich aus danach, ob ich das denn wünsche. Ich war erschöpft, aber der Gang zu Burger King nebenan war noch möglich.
Sonnenuntergang vom Hotelzimmer aus gesehen.
Ich war zufrieden, denn ich hatte die Strecke ohne ernsthafte Probleme geschafft. Keine Panne, keine psychischer oder physischer Einbruch, auch das Wetter war ok.
Manchmal musste auch die Regenjacke sein. Die Schauer waren aber nur kurz.
Randonnieren at its best!
Aber ich hatte das östliche Schleswig-Holstein unterschätzt.
Da ich mir aber selber vorher ein Zeitfenster von ca. 15 Stunden gegeben hatte, blieb es ja dennoch alles im Rahmen.
Am nächsten Tag sollte es dann wieder in den Süden gehen. Darüber schreibe ich einen eigenen Bericht.