Berlin-Hamburg 2013

Vorgeschichte

Mehr als drei Wochen liegt diese Tour nun hinter mir – mehr als genug Zeit um diverse Details zu vergessen. Auch wenn Dagmar behauptet, ich würde nichts vergessen.


Und Martin gibt den Hinweis, dass ich die Bilder ja als Erinnerungsstütze heranziehen kann.


So werde ich’s machen …

Die Vorgeschichte dürfte ja mittlerweile bekannt sein, deshalb hier nur kurz: Nach diversen Malen, die ich von Hamburg nach Berlin gefahren bin, wollte ich diesmal in der Gegenrichtung fahren um die eher unschöne Einfahrt nach Berlin nach vielen Stunden im Dunkeln zu vermeiden. Hat geklappt!

Abfahrt von zu Hause morgens um 5:30 Uhr.

Abfahrt von zu Hause morgens um 5:30 Uhr.

Die Tour

Da ich die Tour wie so oft im Vorfeld angekündigt habe und einige Leute Interesse an der Mitfahrt angekündigt haben, wurde es dann auch eine neue Erfahrung für mich. Denn Michael saß morgens um 6:30 gemeinsam mit mir im EC nach Berlin.

Michael ist im Zug guter Dinge.

Michael ist im Zug guter Dinge.


Vom bewährten Ablauf „Eine Strecke mit dem Rad, eine Strecke mit der Bahn“ wollte ich nicht abweichen, eine Übernachtung tut bei dieser Strecke nicht not. Aber insgesamt verschob sich der Zeitplan damit um ca. 2 Stunden nach hinten, statt gegen 6:30 Uhr in Hamburg loszuradeln, ging’s diesmal erst gegen 8:30 Uhr in Berlin-Spandau aufs Rad. Dort trafen Michael und ich auf den Spandauer Thomas, der uns einige Kilometer begleiten wollte. Großartige Sache, ich habe mich sehr darüber gefreut!
Berlin machte anfangs auf bekannt sympathische Art auf sich aufmerksam, zwei- oder dreimal wurden wir freundlich angehupt … Aber bald liessen wir die bewohnten Gebiete hinter uns, was Thomas Angst macht (er hat es anders formuliert), so dass er (leider) wieder in Richtung Heimat abdrehte. Schnell noch ca. 400 Bilder geknipst und weiter ging es für Michael und mich.

Harald, Thomas und Michael.

Harald, Thomas und Michael.


Danke für die Begleitung, Thomas!

Danke für die Begleitung, Thomas!

Es war kühl (ich schätze so 5-6°C) und nebelig und viel sollte sich daran über sehr lange Zeit nicht ändern. Anders als es die Vorhersage vorsah, bekamen wir den ganzen Tag keine Sonne zu sehen. Aber es gab viele Tiere zu sehen. Kraniche, Reiher, Nachtfalter, Krähen, Gänse, Rehe – ganz wunderbar. Michael konnte ich manchmal auf solche Sichtungen hinweisen, er war (als Triathlet) aber mehr auf die Straße und das Fahren fokussiert. Bei mir fährt dann doch immer auch ein „touristisches Auge“ mit.
In Friesack gab es nach 55 Kilometern die erste kleine Pause, bei Michael mit einem Sockenwechsel verbunden.
Für mich war unterhaltsam, dass ich Michael mit meinen Erfahrungen der vorherigen Touren ‚belästigen‘ konnte. „Da habe ich letztes Jahr im Oktober wieder meine Ärmlinge angezogen! So warm war das!“ „Alter Brevet-Trick: Trinkwasser vom Friedhof. Hab ich hier in Quitzöbel gemacht!“

Überschuhe anziehen!

Überschuhe anziehen!


Mit ein wenig Gequatsche über Lilienthal und die „Allee der Depressionen“ schafften wir es nach Havelberg, wo wir an einer Bushaltestelle ein weiteres kurzes Päuschen einlegten. Um 50 Meter weiter noch ein viel kürzeres Fotopäuschen zu machen, weil der Blick auf die Altstadt doch zu schön war.

Pause Teil I.

Pause Teil I.


Pause Teil II. Havelberg.

Pause Teil II. Havelberg.


Das nächste Etappenziel war Wittenberge. Mir war mittlerweile klar, dass wir dort eine etwas längere Kaffeepause machen sollten, denn es wurde deutlich merkbar, dass Michael zwar bereits zweimal einen Ironman geschafft hatte, aber in den Wochen vor unserer Tour kaum auf dem Rad gesessen hatte. Ich ahnte, dass er heute noch ein wenig leiden würde …
In Wittenberge ging’s dann einmal kurz entgegengesetzt durch eine Einbahnstraße – einfach nur einen Track umzukehren, kann auch seine Tücken mit sich bringen.

Halbzeit

In Wittenberge ging’s dann zu McDonalds am westlichen Ortsausgang. Kaffee, Kuchen, Pommes, Wärme, WLAN.

Verpflegung.

Verpflegung.


Der #zombieraccoon war auch dabei. :-) http://www.bikecommutercabal.com/

Der #zombieraccoon war auch dabei. :-) http://www.bikecommutercabal.com/


So kann man 40 Minuten rumbringen. :-) Ich bin mir nicht sicher, ob uns die Leute am Nebentisch wirklich geglaubt haben, dass wir heute #BHH fahren werden oder ob sie uns nur für aufreisserische Angeber gehalten haben …
Inklusive der Pausen waren mittlerweile bereits 6,5 Stunden vergangen und wir hatten ziemlich genau die Hälfte der Strecke geschafft.

Aufsatteln für die 2. Hälfte der Tour.

Aufsatteln für die 2. Hälfte der Tour.

Langsamer als ich es mir vorgestellt hatte. Aber das war auch nicht schlimm, denn es war im Grunde vollkommen egal, wann wir in Hamburg ankommen. Hauptsache heil. Ich hatte zwar im Hinterkopf, dass es noch das Critical-Mass-Offlinetreffen im Café Knallhart an der Uni gibt, aber da hatte ich vorsorglich nicht fest zugesagt, sondern wollte eher als cooler „Überraschungsgast aus Berlin“ auftauchen. Beim nächsten Mal dann. ;-)
Michael hatte darum gebeten, dass wir jede Stunde eine kurze Gel-Pause einlegen mögen.

Gelpause in der Pampa.

Gelpause in der Pampa.


Dazwischen zogen wir als Zweiergespann durch die Gegend, Michael meist in meinem Windschatten. Unausgesprochen war mittlerweile das Kräfteverhältnis bei uns bei klar. Nachdem ich nach dem 400km-Brevet ein wenig mit meiner unsteten Fahrweise gehadert habe, zeigte mir die Situation jetzt, dass es auch ganz anders sein kann. Die einstündigen „Etappen“ und die „Verantwortung“ für meinen Hintermann liessen mich entspannt und rhythmisch fahren. Sehr schön!
Bei Dömitz hatte uns dann die Dämmerung erreicht, aber wir hatten beide ordentliche Beleuchtung dabei, so dass wir problemlos vorankamen. Zwischen Dömitz und Hitzacker war der Track aber relativ verwinkelt, so dass die Geschwindigkeit recht niedrig war, auch mit hellen Leuchten sind 90°-Kurven im Stockdunkeln eine kleine Herausforderung. Immer wieder ein Kontrollblick auf das Navi mit dem Track half aber recht gut einzuschätzen, wann der nächste Haken zu schlagen war.
Ab Hitzacker ging es dann entlang der Elbuferstraße. Nahezu ohne anderen Verkehr stellten sich dort nur der Kniepenberg

Bergwertung geschafft!

Bergwertung geschafft!


und die „einzige Serpentine nördlich des Harzes“ in den Weg. Die Umfahrung entlang der Elbe haben wir wegen der Dunkelheit lieber gemieden, Begrenzungspfähle und Straßenmarkierungen helfen schon ungemein gut, den Weg zu finden. Nahezu Neumond, dichte Bewölkung und Wald – da ist’s wirklich stockduster ausserhalb des Lichtkegels.
Bei der Bergwertung wurde der Leistungsunterschied zwischen Michael und mir noch mal deutlich. Ich selber bin nun wahrlich kein Bergfloh, aber ich war meist ein gutes Stück vor Michael, der sich aber zäh die Anstiege hochkämpfte.
Damit waren dann aber auch die geographischen Hürden dieser Tour abgehakt und es galt „nur noch“, die letzten 60 Kilometer hinter sich zu bringen. Dabei habe ich leider immer wieder Michael aus meinem Windschatten verloren, da gibt es noch Übungsbedarf bei mir, die Geschwindigkeit angepasst zu halten. Ich habe blöderweise mehrfach immer wieder unbewusst Gas gegeben, sobald ich den Lichtkegel von Michaels Lampe wahrgenommen habe. Und schon war wieder ein Loch aufgerissen. Nun ja, jahrelange Solofahrten machen für solche Dinge vielleicht etwas unsensibel …
das Gluckern der Elbe, das man von der Brücke in Geesthacht vernehmen konnte, sorgte noch für Freude, ganz besonders bei Michael, der sich auch vorher schon immer wie Bolle gefreut hatte, wenn er das Wasser zu Gesicht bekam.
Den kurzen Abstecher zum Altengammer Fährhaus habe ich dann noch Michael abgenötigt, denn das gehört für mich zu dieser Strecke unvermeidlich dazu. Auch wenn es da vollkommen unbeleuchtet im Dunkeln rumsteht!

Der 1. #BHH-Finisher feiert seinen Erfolg am Altengammer Fährhaus. Glückwunsch, Michael!

Der 1. #BHH-Finisher feiert seinen Erfolg am Altengammer Fährhaus. Glückwunsch, Michael!

Unterwegs hatte Michael noch den Ehrgeiz, an diesem Tag 300 Kilometer zu fahren, aber dafür hätte es noch weitere 30 Kilometer bis zu ihm nach Hause in Winterhude gebraucht. Wir waren uns aber recht schnell einig, dass die 10 Kilometer bis zum Bahnhof Bergedorf genug wären. ;-) So waren es am Ende 280 Kilometer. Für Michael ein neuer persönlicher Rekord und für mich wieder eine schöne Langstrecke.

Das gute veloheld.icon hat  sich wieder bewährt!

Das gute veloheld.icon hat sich wieder bewährt!


Das Zeitfahren Hamburg-Berlin ist sicherlich nicht tot, aber ich werde sicherlich nur noch in der Gegenrichtung fahren. Meine Hoffnung auf eine angenehmer zu fahrende Tour hat sich voll erfüllt!

Fakten

Bei solch einer Herbsttour ist sicherlich die Frage der Kleidung interessant. Uns wurde ein Tag ohne Niederschläge vorhergesagt, so dass ich keine Regenjacke dabei hatte. Aber von oben nach unten:

  1. Cap
  2. Buff
  3. dünnes Langarmshirt
  4. dickes Langarmshirt
  5. Langarmtrikot
  6. Windjacke
  7. Langfingerhandschuhe
  8. 3/4 Winterhose
  9. lange Merinosocken
  10. normale Rennradschuhe
  11. Neoprenüberschuhe
  12. nach der Hälfte habe ich mir einen Einmal-Zehenwärmer in die Schuhe getan

Wie seit langem hatte ich alles weitere in den Trikottaschen, 3 Brötchen mit Käse und Wurst, 3 Energiebomben, Akkupack, Werkzeug. Bewährt. Und dann noch 2 600ml-Isolier-Flaschen mit Pfefferminztee, die am Ende nicht komplett geleert waren.
Bei der langen Pause gab es 2 Stücke Kuchen, eine große Tasse Kaffee und eine große Cola für mich. Das letzte Brötchen gab es in der S-Bahn nach Hause und von den Energiebomben habe ich auch nur 1/4 verbraucht.

Fazit

Eine schöne Tour, die ich vielleicht mal wieder fahre, wenn ich keine Lust auf große Planungen habe. Der Track passt, die Herausforderung ist halbwegs gering und irgendwie bleibt es doch immer etwas Besonderes, einfach an einem Tag zwischen Hamburg und Berlin zu pendeln.
Es war jetzt keine schlechte Erfahrung, mal eine Langstrecke zu Zweit anzugehen. Aber ich werde jetzt nicht damit beginnen, mir immer Partner zu suchen, am Ende fahre ich doch am Liebsten mit mir selbst.

Strava

5 Gedanken zu „Berlin-Hamburg 2013

  1. velolars

    Schöner Bericht! Ich fühle mich da an den Oktober erinnert. Wir sind ja auch zu zweit gefahren. Man muss ganz schön aufpassen, dass man nicht überdreht, weil man unbewusst ständig beschleunigt sobald man vorne ist. Keine Ahnung, warum. Aber man macht solche Touren ja auch, um sich selbst besser kennenzulernen und sich weiter zu entwickeln. Da gehört so etwas auch einmal dazu, finde ich.

    LG Lars

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